Schweigeretreat Erfahrung: Meine Erkenntnisse aus mehreren Tagen Stille und Achtsamkeit
Mein erstes Schweigeretreat – Wie die Stille mein Leben verändert hat
Ich habe Anfang Februar ein Schweigeretreat im überkonfessionellen Kloster Gut Saunstorf gemacht. Ich hatte keine Erfahrung mit Schweigeretreats und wusste daher auch nicht, was mich erwarten würde. Ich war jedoch seit einiger Zeit ohnehin bereits immer stiller geworden, im Gespräch habe ich mehr gelauscht und stehen gelassen, als immer gleich eine Antwort parat zu haben. Wann immer ich so eine innere Ruhe hatte, fühlte ich mich wunderbar friedlich und ausgeglichen. Es häuften sich die Zeichen und Hinweise, dass ich für meine weitere Entwicklung ganz in die Stille gehen darf, um aus mir selbst heraus den Weg zu erkennen. Ich habe mich daher bewusst für ein Schweigeretreat entschieden.
Was macht die Stille mit den Gedanken, wenn man im Schweigeretreat ist?
Worin liegt der Vorteil, wenn man mal gar nicht spricht? Mein Verstand spricht stets vor sich hin, selbst wenn ich still bin. Bei meinen Meditationen habe ich das bereits sehr oft bemerkt, dass ich gewöhnlich sehr lange damit beschäftigt bin, meine Gedanken „auf Wolken zu setzen und sie ziehen zu lassen“ (oder so) – das kennst Du vermutlich. Anfangs hatte ich das Gefühl, innerlich überhaupt nicht zur Ruhe zu kommen. Am dritten Tag dann endlich bemerkte ich einen erheblichen Unterschied. Mit einem Mal war ich ganz still und spürte mich auf einer anderen Ebene. Ich erhielt klare Botschaften über meine Hellsinne und war mir meiner geistigen Führung sehr bewusst.
Wie sich meine Wahrnehmung und mein Selbstbild durch die Stille im Retreat verändert haben
Ich konnte beobachten, wie ich denke. Wie ich mich in einer neuen Umgebung orientiere. Ich bin auf die eine Art achtsam geworden, die ich mir aus dem Wort „Achtsamkeit“ nicht heraus arbeiten konnte. Ich war ganz bei mir. Und dabei dürfte ich erfahren, dass ich offenbar mein Umfeld in einer rasenden Geschwindigkeit kommentiere, Bilder an der Wand, Räume, Abläufe… und Menschen. Ich war also mit mir auf diese neue Art konfrontiert. Ich erlebte mich als fließend, aus dem Herz lebend und friedlich.
Ohne Worte: Wie ich Menschen im Schweigeretreat anders erlebt habe
Auch den Menschen im Kloster bin ich durch das Schweigen anders begegnet, als ich das sonst vermutlich getan hätte. Kein mich-erklären, kein Nachfragen. Keine Vergleiche. Keine Unsicherheit. Einfach nur freundliche Blicke, wenn wir uns begegneten. Auch sie nahm ich aus dem Herz und ohne innere Widerstände wahr und stellte schnell fest: Die anderen sind mir gleich. Sie sind wie ich. Was immer ihr Leben ihnen gebracht hat, was immer bei ihnen ausgelöst hat, dass sie hier und jetzt ins Schweigen gehen, nun sind sie hier. Genau wie ich. Und ich will ihre Geschichte nicht erfahren, will meine Geschichte nicht erzählen. Und mit einem Mal BIN ich. Einfach nur sein. Was für ein unbeschreibliches Gefühl. Und die anderen SIND. Mehr braucht es nicht.
Ablauf eines Schweigeretreats – Was dich erwartet
Es gibt sehr unterschiedliche Formen. In vielen spirituellen Traditionen und Kulturen gehört das Schweigen zu den Praktiken, um der Erleuchtung näher zu kommen. Eine Buddhistische Tradition ist z.B., über eine Dauer von etwa 10 Tagen und mit stundenlangen Meditationen zu tiefer Selbsterkenntnis, zu mehr Mitgefühl und zu einem klaren Geist zu geraten. Natürlich gibt es auch kürzere Retreats, ich habe bei meiner Suche Angebote ab einem Wochenende gefunden. Und es gibt sie auch nicht nur in Indien oder Thailand, sondern eventuell gleich bei Dir in der Nähe.
Fürs erste entschied ich mich, von Montag bis Freitag zu schweigen – schließlich habe ich eine Tochter, die aber in den Ferien gerade gut mit dem Papa allein sein konnte.
Darf man wirklich gar nicht reden während des Schweigeretreats?
Am Abend der Anreise gab es für alle eine Einführung in die Schweigezeit. Die in Schweigebegleitung erfahrenen Klostermitarbeiter ließen für mich keine Frage offen und so erhielten wir vor dem Abendritual – Sitzen in Stillen – auch noch den Tipp, nicht krampfhaft nicht zu reden. Wenn es mal erforderlich sein sollte, könnten wir gerne flüsternd oder schreibend klären, worum es geht. Das kam aber kaum vor. Tatsächlich wollte ich auch gar nicht reden. Mein Telefon lag ausgeschaltet bis Freitag herum, keine Musik, kein Fernsehen. Dafür eine umfangreiche Bibliothek voll spiritueller Werke und Weisheitsliteratur.
Tägliche Routinen im Schweigeretreat entlasten
Dass man in so einer Zeit all der Alltagsverpflichtungen enthoben ist, Einkaufen, Kochen, Putzen, Termine einhalten, ist absolut hilfreich als Rahmen, um sich nach Innen wenden zu können. Es gab freie Angebote: Morgens zur immer gleichen Zeit eine halben Stunde Körperarbeit (wie Yoga oder Qi Gong) und daran anschließend 30 Minuten Meditation. Feste Essenszeiten im Kloster, anders als im Hotel, und die abschließende Abendmeditation gaben einen entlastenden und steten Rahmen. In der Zeit dazwischen ist man sich selbst überlassen, hier gab es lediglich einige Angebote, die alle der Persönlichkeitsentwicklung dienen.
Fehlt einem denn gar nichts während des Retreats?
Während meiner Zeit der Still fehlte mir nichts – nicht einmal Gespräche – auch wenn ich natürlich an meine Lieben gedacht habe. Mir war zu keiner Sekunde langweilig, ich habe nie überlegt, was ich nun tun könnte. Ich habe kein Ding, kein bestimmtes Essen oder eine bestimmte Gewohnheit vermisst. Ich habe schnell verstanden, ich brauche ganz wenig. Es war warm, das Essen war köstlich, es war sicher, es war sogar wunderschön und es gab mir den Raum, mich zu erkunden. In aller Ruhe.
Fazit: Warum ich wieder ins Stille-Retreat gehen werde – Selbstfindung
Am Ende der Zeit spürte ich, dass ich etwas WESENtliches in mir gefunden habe. Ich fühle die Verbindung zu ALLEM viel deutlicher, muss sie nun nicht mehr „bemühen“.
Ich habe ein Gewahrsein von mir gewonnen und kann dahin – wenn ich zugelassen habe, dass der Alltag mich mal wieder ablenkt – zurückkehren. Es ist wie ein Kalibrieren. Ich stelle mich morgens oder vor wichtigen Gesprächen auf MICH ein. So wie ich mit der „Tara-Taste“ eine Waage auf Null stelle, bevor ich Mehl in einer Schale abmesse. Damit ich sicher aus mir heraus handle. Und mich nicht von außen dazu anstiften lasse.
Vielleicht wäre es auch für dich spannend, einmal bewusst in die Stille zu gehen.
Ich weiß, dass ich wiederkommen werde. Wenn möglich für länger. Und ich kann es wirklich ganz aufrichtig empfehlen. Wenn du das Gefühl hast, dass Du die Antwort nicht in einem Buch, einem Kurs, bei Deinen Freunden oder einem Medium finden kannst, dann suche in Dir. An einem Ort der Stille.
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