Wenn man das Märchen von Hänsel und Gretel nicht als Geschichte über Gut und Böse liest, sondern als Bild für unsere innere Entwicklung, öffnet sich ein tieferer Sinn.

Folge den Brotkrumen. Sie sind die Spur auf dem Weg zu Dir selbst.

Wenn man das Märchen von Hänsel und Gretel nicht als Geschichte über Gut und Böse liest, sondern als Bild für unsere innere Entwicklung, öffnet sich ein tieferer Sinn.
Denn das, was Hänsel und Gretel erleben, ähnelt dem Weg, den wir alle gehen, wenn wir uns im Leben verlieren – und irgendwann die Spur der Heilung wieder aufnehmen.

Der Vater und die Stiefmutter – die äußeren Umstände

Im Märchen sind die Kinder der Willkür der Erwachsenen ausgeliefert. Der Vater liebt sie zwar, dennoch folgt er der Stiefmutter (oder, wenn man es neutraler liest: den äußeren Lebensumständen, der Angst, der Not).

Metaphorisch: Das steht für den Moment, in dem der Mensch – oder das kindliche Bewusstsein – die schützende Einheit mit dem Ursprung (dem „Vater“, also der Quelle oder dem Selbst) verliert. Der „Vater“ ist hier kein strafender oder böser Gott, sondern die ursprüngliche, nährende Verbindung zum Ganzen. Die „Stiefmutter“ verstehe ich als das Prinzip der Entfremdung: die Notwendigkeit, sich in dieser Welt zu behaupten, die Sorge ums Überleben, die Abkehr vom Ursprung zugunsten der Anpassung. Die Stiefmutter ist die Kraft der Trennung, welche die Individuation erzwingt.

Das Aussetzen – der Verlust der Verbindung

Die Kinder werden in den Wald gebracht, dorthin, wo die Orientierung schwindet.

Der Mensch tritt in das Labyrinth der Welt, des Unbewussten oder der Ich-Werdung ein. Der Wald ist ein uraltes Symbol für das Unbewusste: dunkel, dicht, voller Gefahren, aber auch voller Geheimnisse und Leben. Der Verlust des Vaters ist also der Beginn der Selbstwerdung: Der Mensch wird aus der Einheit ausgestoßen, um sich selbst zu finden.

Die Steine – die ersten Erinnerungsspuren

Hänsel hört den Plan und legt weiße Steine als Spur.

Das Bewusstsein erinnert sich noch an seine Herkunft. Die Steine sind feste, unvergängliche Symbole der Erinnerung, Erkenntnisse oder intuitive Gewissheiten, die ihm helfen, zurückzufinden. Es ist die frühe Phase des Lebens, in der der Kontakt zum Ursprung (zur Seele, zum „Vater“) noch klar ist. Die Verbindung kann noch hergestellt werden, weil sie noch stofflich, also bewusst verankert ist.

Die Brotkrumen – das Verblassen der Erinnerung

Beim zweiten Mal nimmt Hänsel Brotkrumen, die von den Vögeln gefressen werden.

Das Bewusstsein hat die Verbindung nicht mehr auf einer tiefen, festen Ebene (Steine = Gewissheit), sondern auf einer vergänglichen, mentalen oder emotionalen Ebene (Brot = Nahrung, aber vergänglich). Die Erinnerungen, die Spuren des Ursprungs, werden vom Leben selbst „aufgefressen“, von äußeren Einflüssen, Ablenkungen, Bedürfnissen.

Hier tritt der Übergang von der bewussten Erinnerung zur Vergessenheit ein.

Das Verirren – die Trennung ist vollständig

Die Kinder irren umher, verlieren Orientierung und Hoffnung.

Der Mensch lebt in der Trennung. Die Rückverbindung zur Quelle scheint verloren, er sucht Sinn und Nahrung im Außen. Es ist die klassische Nacht der Seele, das „Verlorensein“ in der materiellen Welt oder im Ego-Bewusstsein.

Das Lebkuchenhaus – die Verführung

Das Haus aus Süßigkeiten lockt sie, als sie hungrig sind.

Die materielle Welt bietet Scheinbefriedigungen: Lust, Ablenkung, Konsum, Macht, Kontrolle. Das „Haus aus Brot und Zucker“ nährt zunächst, doch es ist trügerisch, es gehört der Hexe.
 Das steht für jede Verführung, die das innere Vakuum kurzfristig füllt, aber langfristig bindet. Und vom wahren Weg ablenkt.

Die Hexe – das verschlingende Prinzip

Die Hexe sperrt Hänsel ein und will ihn mästen, um ihn zu essen.

Das sehe ich als starkes Bild der Energie, die uns konsumiert, wenn wir uns der Illusion hingeben. Sie nährt sich von unserer Lebenskraft. Die Hexe ist das verirrte Selbst, das Kontrolle und Sicherheit will, indem es die lebendige Seele „einsperrt“.
 Gretel muss derweil dienen, sie ist noch im Bann des Systems, aber zugleich die, die am Ende die Befreiung herbeiführt.

Der Sieg über die Hexe – die Transformation

Gretel überlistet die Hexe und stößt sie in den Ofen.

Das Bewusstsein durchschaut die Illusion. Die „Hitze“ des inneren Feuers (Bewusstwerdung, Mut, Herzenskraft) vernichtet das verschlingende Prinzip. Der Mensch gewinnt seine Energie zurück, integriert den Schatten und verwandelt ihn in erhöhtes Bewusstsein.

Die Schätze der Hexe – Integration

Die Kinder nehmen den Schmuck der Hexe mit.

Alles imm Leben dient Dir letztlich als Ressource. Das, was gebunden war, wird frei. Auch die dunklen Erfahrungen (Gefangenschaft, Angst, Verführung) bringen letztlich inneren Reichtum hervor: Bewusstsein, Reife, Selbstkenntnis, Erleuchtung.

Die Rückkehr zum Vater – Wiedervereinigung

Am Ende finden Hänsel und Gretel den Weg zurück zum Vater. Die Stiefmutter ist weg.

Die Rückkehr zur Quelle nach der Erfahrung der Trennung. Der Vater steht nun für das göttliche Selbst, das im Menschen bewusst geworden ist. Die Stiefmutter – das trennende Prinzip – ist überwunden.

Wir kehren heim, aber als gereiftes, selbstbewusstes Wesen.

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