Der Zopf - Alles hängt zusammen. Warmherzig flechtet die Autorin Laetitia Colombani die Geschichte dreier Frauen zu einem Strang. Nichts ist nur gut oder schlecht.

Der Zopf – Laetitia Colombani

Alles hängt zusammen. Nichts ist nur gut oder schlecht.

Was haben eine Frau der indischen Kaste der „Unberührbaren“, eine italienische Fabrik-Erbin aus Palermo und eine kanadische Anwältin, Partnerin einer renommierten Kanzlei, miteinander zu tun? Was haben sie gemeinsam? Die Geschichte dieser drei verwebt sich in Laetitia Colombanis Roman Der Zopf zu einem Gefelecht, das mit viel Klarheit aufzeigt, wie alles zusammenhängt.

Stil des Buches

Ein metaphernreiches, bilderreiches Werk, teils greift die Autorin zu einem nahezu nüchternen Stil und betont gerade damit, wie fein, wie sensibel, der Zugang zu einem Gefühl geöffnet werden kann. Die Kraft zieht die Geschichte nicht nur aus sich selbst, sondern aus dem reflektierten Perspektivangebot, aus dem zarten Gespür für den richtigen Ton. Aus einer Prosa, die die Grenzen von Ländern und Kulturen aufhebt und über sie hinwegh schwebt.

Der wesentliche Inhalt

Wir begleiten Smita, sie ist Inderin, die der Kaste der Unebrührbaren angehört. Wir begleiten sie in ihren Gedanken über ihr Leben, bei ihrer Arbeit und vor allem auf dem Weg zum Tempel, den sie mit ihrer Tochter geht, um dort ein großes Opfer zu geben.

Dann ist da Giulia, sie wächst  in Sizilien auf und ihr Vater hat eine Manufaktur zu bedeutender Größe aufgebaut. Als er plötzlich stirbt, übernimmt sie, den Erwartungen, Gepflogenheiten und Widerständen zum Trotz als Frau das Unternehmen und führt die Fabrik aus der drohenden Insolvenz mit frischen Ideen weiter.

Zuletzt Sarah, kandische Anwältin, Mitgesellschafterin in der Kanzlei. Sie steht unter enormem beruflichem Druck und fordert sich alles ab, als eine Diagnose ihr Leben und ihre Pläne auf den Kopf stellt.

Ihre Geschichten sind miteinander verflochten und dennoch wissen sie nicht voneinander.

Meine ganz persönliche Einschätzung

Ich war sehr berührt von diesem Roman. Vom Angebot dieser Perspektiverweiterung. Von dem Öffnen der Tür um genau den Spalt weiter, dass ich mir mit einem Mal eine andere, eine deutlich differenziertere Meinung bilden konnte. Ich habe mich ertappt dabei, dass ich bereit war, schnell ein Urteil zu fällen, als es darum ging, dass die Schwächeren im Machtgefüge dieser Welt ausgenutzt werden. Ich habe dann aber gezeigt bekommen, dass selbst hierin ein Licht bereit ist, die Dunkelheit zu erhellen. Und ich habe die Einladung verstanden, die Gedankennetze zu erweitern. Die Geschichte, die Du erzählt bekommst, endet vermutlich nicht da, wo die Erzählung endet, sondern Du kannst sie sehr viel weiter verfolgen. Diese Art zu denken, kennst Du vielleicht, wenn Du über jemanden nachdenkst und dann darüber, dass sein Elternhaus ihn geprägt hat. Und wenn Du dann über deren Kindheit nachdenkst etc. Und so erschließt sich Dir womöglich ein größeres Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen etc. Aber auch in die Breite kann man solche Handlungsfäden verfolgen und genau das geschicht in Der Zopf.

Warum solltest Du das Buch lesen?

Ertappst Du Dich manchmal vielleicht dabei, dass Du eine ziemlich vorgefertigte Meinung darüber hast, was gut und was schlecht ist? Wie es zu sein hat? Was „gar nicht geht“? Reizt es Dich, über Bräuche und Sitten anderer Kulturen zu lernen? Oder auch nur die sehr besonderen Rahmenbedingungen einzelner Menschen zu verstehen? Der Zopf leiht Dir die Mokassins dieser drei Frauen für eine Zeit lang, und auch die Schuhe einiger anderer Figuren, damit Du eine Zeit lang in ihnen gehen kannst und besser verstehst.

Der Pfad des friedvollen Kriegers. Dan Millman erzählt von seinem bewegtem Leben, tiefen Umbrüchen und Erkenntnissen und seinen Lehrmeistern in kraftvollen Metaphern.

„Für Polina“ von Takis Würger gleitet wie ein Zug durch das Leben seiner Helden, getragen von einem steten Takt, der Musik und der Sehnsucht nach der einen wahren Liebe.

Glückskind von Steven Uhly – vielschichtig, tiefgehend, berührend. Anhand synchron verlaufender Erzählfäden in der Geschichte wird die Entwicklung von „tief gefallen“ bis „zufrieden mit dem Leben“ nachvollziehbar beleuchtet und durchwirkt.