Glückskind – Steven Uhly

Ein Glücksgriff ins Bücherregal

Glückkind von Steven Uhly – vielschichtig, tifgehend, berührend. Anhand synchron verlaufender Erzählfäden der Geschichte wird die Entwickliung von „tief gefallen“ bis „zufrieden mit dem Leben“ nachvollziehbar beleuchtet und durchwirkt.

Stil des Buches

Brilliant geschrieben. Sehr spürbare Worte, eine sinnliche Melodie begleitet durch diesen Roman, die auch während der Lesepausen und nach dem Fertiglesen noch nachklingt. Teils fast schlicht und in dieser Einfachheit so klar berührend. Teils poetisch, philosophisch – den Stil des Autors empfinde ich als geschliffen und gleichzeitig so ursprünglich, fast roh. Vielleicht liegt das aber auch an den Bildern, die hier sichtbar werden.

Der wesentliche Inhalt

Ein Mann Ende 50 hat alles verloren, vor allem aber sich selbst. Sein Blick auf sich ist kritisch – nicht brutal, denn dafür hat er auch schon keine Kraft mehr – nackt und abwertend. „Der alte Mann“, so sieht er sich, aus dem Sozialleben gezogen, aus den Fugen geraten, haltlos aus dem System gefallen. Er begeht Selbstmord in Raten durch Verwahrlosung und Isolation, Suff und Taubheit.

Und dann – vermutlich kurz vor dem nahenden Ende seines eigenen Lebens – begegnet ihm der Blick auf den Beginn des Lebens. Hier startet ein Menschenkind in Verhältnissen, die so elend sind, auch und vor allem in ihrer Bedeutung, dass er, der schon ganz stumpf und dicht war, doch tief berührt erkennt: dieses Schicksal muss abgewendet werden. Er findet einen Säugling in der Mülltonne, gerade noch schwach wimmernd.

Ungeahnte Kräfte durchströmen nun diesen Mann – eben noch auf sein Ende hoffend – nun einem Menschekind bei seinem Start helfend. Er nimmt es zu sich, nährt es – mit allem, was er zu geben hat. Natürlich taucht die Frage auf, wie es weitergehen kann. Und es tauchen Freunde auf. Ein alter Kiosk-Besitzer, die Nachbarn, deren Kinder. Und so wächst das Dorf heran, das es braucht, um ein Kind großzuziehen.

Und dann taucht die Mutter auf – in den Medien, angeklagt und vorverurteilt.

Was ist das Beste für dieses Kind? Für alle?

Und die Überlegungen und Handlungen, um dem kleinen Mädchen eine Zukunft zu ermöglichen, in der es nicht als ein Kind aufwächst, das mit dem Joch aufwachsen muss, von seiner Mutter weggeworfen worden zu sein, tragen alle zusammen und jeden einzeln in seine persönliche Entwicklung.

Meine ganz persönliche Einschätzung

Konstruiert? Womöglich. Aber so fein gewoben und stimmig hineingefühlt, dass das in den Hintergrund treten darf. Die kleinen und großen Erkenntnisse, nicht nur des Protagonisten, sondern auch seiner Freunde, sind nachvollziehbar und gehen unter die Haut. Und sie bieten sich dem Leser für seine eigenen Prozesse an.
Hier werden sicher kritisch Gesellschaftsfragen beleuchtet, was durchaus seine Berechtigung haben mag. Ich persönlich schätze das Buch aber vor allem für den Weg, den hier Menschen in voller Selbstverantwortung (teils sehr mühsam) gehen und dabei erkennen, dass sie sich so Stück für Stück ein Leben schaffen, in dem sie zufrieden sind – mit sich selbst.

Warum solltest Du das Buch lesen?

Weil es zeigt, dass es für den Weg in Dein zufriedenes Leben vor allem eines braucht: Dich.

Sich selbst finden, verstehen lernen, erkennen, vergeben, lieben, einbetten in die Existenz, ankommen in der eigenen Wahrnehmung sind unerlässliche Bausteine dafür, dass Dein Leben so ist, wie Du es Dir wünschst.

Und es zeigt, dass das Streben nach Menschlichkeit nicht vergeblich ist und uns über Wege der Zuwendung zu uns selbst in die Verbindung mit allen und allem bringt. Liebe ist der Schlüssel. Aufgezeigt an der Geschichte eines „Penners“ und eines weggeworfenen Babys, die sich gegenseitig gerettet haben.

Das Universum macht keine Fehler.

Der Zopf – Alles hängt zusammen. Warmherzig flechtet die Autorin Laetitia Colombani die Geschichte dreier Frauen zu einem Strang. Nichts ist einfach nur gut oder schlecht.

Der Pfad des friedvollen Kriegers. Dan Millman erzählt von seinem bewegtem Leben, tiefen Umbrüchen und Erkenntnissen und seinen Lehrmeistern in kraftvollen Metaphern.

„Für Polina“ von Takis Würger gleitet wie ein Zug durch das Leben seiner Helden, getragen von einem steten Takt, der Musik und der Sehnsucht nach der einen wahren Liebe.